„Ich bin zum RCI Württemberg Mitte der 1980er Jahre gestoßen, als der große Verein WILL Europa aufgelöst wurde und sich mit der Gründung von WILL International neue regionale Strukturen gebildet haben. Als besonders prägend für den Verein habe ich damals Claus und Christina Stahl erlebt, beide Wegbegleiter von Ruth Cohn, die sich über Jahre intensiv um den Verein und den Nachwuchs gekümmert haben, sowohl für TZI-Ausbildung als auch für die Graduierten. Mein eigener Weg begann mit einem Kurs bei den Stahls, „Wahl und Schicksal“ – spannend, inspirierend – und nach dem zweiten Kurs stand für mich fest: Ich mache die Diplom-Ausbildung – eine gute Wahl für mich und mein Leben!
Damals gab es in jedem Kurs eine Ausbildungsberatung, ein wichtiges Instrument zur Mitgliedergewinnung. Die Mitgliedschaft im Verein war Voraussetzung für die Ausbildung. Also bin ich eingetreten – und wurde sofort für den Vorstand gewonnen. So bin ich als Delegierter von Württemberg direkt auch ins internationale TZI-Geschehen hineingerutscht. Es folgten rund 20 Jahre Vorstandsarbeit und lange Zeit in der Ausbildungskommission.
Aus meiner Sicht hat das RCI Württemberg eine freiheitliche, diverse Geschichte. In gewisser Weise hatte jede*r den Freiraum, etwas zu entwickeln, was ihm oder ihr wichtig war. RCI Württemberg war also immer ein Ort für das Ausprobieren, für verschiedene Themen und Wege: Dorothea Freudenreich zum Beispiel hat die TZI mit dem Psychodrama verbunden. Für Ulrike Meyer und Ernst Schrade steht TZI in der Schule im Mittelpunkt, für Harald Rössle Leiten und Begleiten. Mein eigener Schwerpunkt als Vertreter der Wirtschaft wurden Führung, Team- und Organisationsentwicklung, Christoph Huber verfolgt ähnliche Themen v.a. in Hochschule und Schule. Andrea Luiking arbeitet mit TZI vor allem im Kontext der Evangelischen Kirche. Viele von uns waren und sind bei RCI-International aktiv.
Bei uns in Württemberg gab es immer einen Kreis von sehr aktiven Mitgliedern, die sich im Verein einbrachten. Für sie haben wir in den 1990er Jahren den „TZI-Punkt“ geschaffen – ein kleines, regionales Austauschformat mit wechselnden thematischen Schwerpunkten. Nicht nur die Graduieren engagieren sich dort bis heute pro bono für das Vereinsleben, und um der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Neben den Graduierten sind mir noch viele weitere Menschen vor Augen, die RCI Württemberg geprägt haben. Stellvertretend möchte ich Johanna Günther hervorheben – ungeheuer hilfsbereit, engagiert und zuverlässig in der Vereins- und Kursadministration. Sie sorgte dafür, dass unser Verein als gemeinnütziger Kursanbieter funktionierte und so von der Mehrwertsteuer befreit war.
Als Judith Burkhardt und ich vor 13 Jahren die TZI-Coaching-Qualifikation aus der Taufe gehoben haben, entschieden wir auch deswegen, sie als Kursreihe beim RCI Württemberg anzusiedeln, und wir gaben ihr eine neue Struktur. Anstelle der typischen 5-tägigen TZI-Kurse wählten wir 3-Tages-Module und kompaktere Zeiten, ein Langzeitkonzept, das sich über bisher 12 Durchgänge sehr gut bewährt hat und zum Diplom ausgebaut werden kann.
Eine besondere Heimat hatte TZI lange Zeit in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Harald Rössle, selbst Graduierter und Referent der Akademie, hat dort lange gewirkt. Über Jahre hinweg war Bad Boll ein fester Ankerpunkt für uns: Erst waren wir regulär im Programm, dann als externe Gruppe – doch irgendwann passten wir dort nicht mehr ins Konzept. Für das RCI Württemberg war das ein Verlust, denn es fehlte plötzlich ein Zentrum. Andere Orte rückten in den Mittelpunkt, aber etwas Vergleichbares gab es dann nicht mehr.
Überhaupt veränderte sich mit der Zeit der regionale Bezug. Früher kannte man sich gut, die Region war eng vernetzt. Doch irgendwann öffnete sich der Markt und die Region als Identifikationszentrum verlor allmählich an Bedeutung. Dazu passte, dass der Förderverein für junge Erwachsene gegründet wurde, der auf Angebote außerhalb fokussierte, die z.B. in Josefstal, im Rheinland, in Freiburg stattfinden.
Und nun? Der Zusammenschluss zum neuen Verein bringt für mich, das sage ich ganz offen, auch das Gefühl eines Heimatverlusts mit sich. Das RCI Württemberg, so wie ich liebe, gibt es nicht mehr, und mit 76 hat natürlich auch schon der Rückzug begonnen. Doch TZI hat immer Potenzial für Besonderes und Unerwartetes. Und so kann jetzt etwas Neues entstehen, das die Ideen, Überzeugungen und Konzepte von uns Württembergern zusammen mit denen der Münchner und Österreicher auf andere, wieder ganz besondere Weise weiterträgt.“
Manchmal sind es Zufälle, die große Veränderungen bringen. In meinem Fall waren es zwei Begegnungen. In den 1980er Jahren leitete ich den Kinderchor meiner Söhne, als mich ein Vater ansprach: „Du musst TZI kennenlernen!“ Er empfahl mir einen Kurs bei Yitzchak Zieman. Kurz darauf kam mein Nachbar auf mich zu – er spielte im Orchester und erzählte mir von seinem Langzeitkurs bei Christina Stahl, ich solle doch mitkommen. Aber gerade zu dieser Zeit befand ich mich in der akuten Phase meiner Erblindung. Was sollte ich da? Ich hatte andere Sorgen.
Und doch ließ ich mich überreden. Also saß ich in Blaubeuren, im Haus der Universität Tübingen, in meinem ersten TZI-Kurs. Christina Stahl begrüßte mich mit einer Selbstverständlichkeit, die mich beeindruckte: „Wir gestalten das so, dass du mitmachen kannst.“ Diese Haltung hat mich geprägt. Damals war ich viel unsicherer als heute, ob und wie ich mich mit meiner Blindheit anderen zumuten kann. Aber die Erfahrung in diesem Kurs war für mich ein Wendepunkt – und so entschied ich mich sehr rasch für die TZI-Ausbildung.
Im Rückblick war es ein Traumteam, das mich in dieser Ausbildung begleitete: Gerhard Härle, Walter Lotz – beide eine faszinierende Mischung aus Intellekt und Warmherzigkeit – und Christina Stahl, forsch und konfrontierend. Christina hat auch intensiv für den Verein geworben, ohne sie hätte das RCI Württemberg wohl nicht so viele engagierte Mitglieder gewonnen.
1994 trat ich dem Verein bei. Die „Gründergeneration“ war zu der Zeit nicht mehr so präsent: Claus Stahl zog sich zurück, Dorothea Freudenreich war mehr im Saarland aktiv. Es kamen neue Gesichter: Harald Rössle, Arnulf Greimel – sie wurden die nächste Generation. Bad Boll war damals ein zentraler Ort für uns, dort fanden viele wichtige Veranstaltungen statt, darunter im Jahr 2000 ein großer Kongress für Lehrer: innen, organisiert von Ulrike B. Meyer und mir, an dem über 120 Lehrkräfte teilnahmen. TZI und Schule – ein Thema, das mich bis heute immer begleitet.
1998 hatte ich eine besondere Begegnung: Ich traf Ruth Cohn persönlich, beim Internationalen Austauschtreffen. Noch einmal 4 Jahre später war ich bei ihrem 90. Geburtstag auf dem Hasliberg mit dabei. Beeindruckend, diese Frau, ihre Präsenz. Ein Geschenk von Helmut Meinshausen aus Freiburg wurde damals überreicht: die ehrenamtliche Förderung der „Jungen Erwachsenen“ in TZI. Viele haben sich angeschlossen, und 2026 wird bereits der 50. Durchgang der TZI-Grundausbildung für „Junge Erwachsene“ stattfinden.
In Württemberg wiederum war Arnulf Greimel treibende Kraft für eine ganz eigene Idee, den „TZI-Punkt“. Jeder brachte etwas Methodisches mit, das er ausprobieren wollte. Es hat lange sehr gut funktioniert. Die Mitgliederversammlungen in den 1990er Jahren sind mir in lebhafter Erinnerung mit 30, 40 Teilnehmenden, darunter auch viele TZI-Auszubildende im Vorstand. Das war ein besonderes demokratisches Modell, Auszubildende in der Vereinsführung! Heute ist das anders, es gibt weniger Menschen, die bereit sind ein Ehrenamt zu übernehmen.
Das RCI Württemberg richtete 2001 in Bad Boll allein und 2012 in Lindau zusammen mit RCI Österreich und RCI Schweiz jeweils das internationale Austauschtreffen aus. Höhepunkt und Kraftakt zugleich für jeden Verein, der als Veranstalter fungiert. Viele wertvolle Begegnungen, tragende Netzwerke und bedeutsame Erfahrungen wiegen die Anstrengungen längst auf.
TZI hat mich durch und durch geprägt. In meiner Arbeit mit Einzelnen, in Familien, in Konfliktgesprächen, in Projektbegleitungen, in Sitzungen, in Fortbildungen mit Lehrkräften und Schulleitungen. Besonders wichtig ist mir die Selbstbestimmung und die damit unverlierbar verbundene Verantwortung: Ich entscheide mich für oder gegen etwas. Mein Blick auf den Menschen ist durch TZI ein ganz anderer geworden.
Mein Engagement im Verein begann 1998 in der Ausbildungskommission – und endete mit der Fusion 2024 als Vorstand., Es war nicht immer leicht, wenige sind bereit, sich um die Vereinsstrukturen zu kümmern. Dabei braucht es diesen rechtlichen Rahmen, damit TZI-Kurse stattfinden können. Zusammen mit Christoph Huber sehe ich mich in der Tradition von Ulrike Meyer und Dorothea Freudenreich, die die TZI im Schulbereich vorangebracht haben. Christoph bahnte 2004 eine Zusammenarbeit von RCI Württemberg und der UNI Tübingen am Lehrstuhl für Schulpädagogik an. So gibt es seit über 20 Jahren TZI-Grundausbildungen für schulische Führungskräfte. Es gab jahrzehntelang einen Regionen-übergreifenden Arbeitskreis „Schule“, der sich leider aufgelöst hat. Eine regionale Gruppe hingegen ist nach wie vor aktiv: 10 bis 12 Menschen aus dem Schulsystem, die Fortbildungen für Lehrkräfte auf TZI-Basis anbieten.
Die 2000er Jahre brachten einen Wandel: Christina und Claus Stahl prägten das RCI Württemberg nicht mehr so stark. Bis 2005 gab es in jeder Region ein eigenes Kurs-Programm. Mir war es wichtig, ein gemeinsames Programm aller RCI-Vereine zu schaffen – eine Vorarbeit für die heutige Plattform. Ich habe mich auch für ein gemeinsames Büro eingesetzt. Ein Teil der immer umfangreicher werdenden Ehrenamtsarbeit sollte in bezahlte professionelle Arbeit umgewandelt werden. Die Frage, wieviel Regionalität sein soll und wieviel bundesweite Zentralisierung nötig ist, hat uns lange begleitet, manchmal befruchtend, manchmal in Konkurrenz.
Auch der neue Verein bewegt sich in diesem Spannungsfeld. Seine schlanke Verwaltungsstruktur gibt einen rechtlichen Rahmen, während viele Initiativen punktuell und regional bleiben. Ein Beispiel ist „TZI RSK“, eine Art Peergruppe, die schon über 12 Jahre besteht, – ein Austauschformat, das sich alle zwei Monate trifft. Immer mit einem Thema, das etwas mit TZI zu tun hat. Mein Weg mit TZI geht weiter – in anderer Form, mit anderen Schwerpunkten. Aber eines bleibt: die Art, wie TZI mein Denken und Handeln geprägt hat, begleitet mich jeden Tag.