Einmal im Monat, an jedem 24. laden TZIler*innen zum Online-Friedensgespräch ein. Jede*r ist willkommen, teilzunehmen.
Denn angesichts des Angriffskriegs in der Ukraine, angesichts der Weltlage stellt sich vielen die Frage: „Was kann ich/was können wir für den Frieden sein und tun?“
Online über Zoom kommen Interessierte zusammen, um sich auszutauschen, Frieden zu denken und Ideen für Friedensinitiativen zu entwickeln.
Kontakt und Zugangsdaten über RCI-LLL
Der durch das russische Militär, auf Anordnung der diktatorischen Putin-Administration erfolgte, Überfall auf die Ukraine, hat viele zivile Todesopfer, riesige Zerstörungen im Land und eine große
Flüchtlingsbewegung in Europa ausgelöst. So stellt sich uns die Frage: „Was kann ich/was können wir für den Frieden sein und tun?“ Wo ist unser spezifischer Platz als Menschen, die im Anbahnen
gelingender menschlicher Beziehungen – auch über die Familien-, Freund*innenkreise und Arbeitsfelder hinaus – ihre Grundkompetenz sehen?
Schon 1986 leitete die bekannte Gesellschaftstherapeutin und Friedenspädagogin Ruth C. Cohn (1912–2010) einen TZI-Großgruppenworkshop unter diesem Thema innerhalb des „Internationalen Kongresses
der Naturwissenschaftler ‚Ways out of the Arms Race‘ (Wege aus dem Wettrüsten)“. In Resonanz auf die Hoffnungen der jüdischen Gesellschaftstherapeutin und
Friedenspädagogin Ruth C. Cohn, die das Flüchtlingsschicksal am eigenen Leib erlebt hatte hoffen wir darauf, dass unser „minitrillionster“ Anteil am Weltgeschehen nicht wirkungslos bleibt. Fürs
Erste stehen uns folgende Impulse vor Augen:
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Nicht verallgemeinern – die Menschen, die nicht „mitlaufen“ stärken:
Ruth C. Cohn hatte es, als selbst Betroffene, stets vermieden, von „Nazi-Deutschland“ zu sprechen. „Was in Deutschland (und Österreich) geschehen ist, hätte überall auf der Welt geschehen
können und kann sich jederzeit wieder ereignen“, pflegte sie zu sagen, wenn sie von den „Nazis in Deutschland und anderswo“ sprach. Eine solche Einstellung hält das Gespräch mit 144 Millionen
russischen Menschen offen. Viele von ihnen leiden unter dem autoritären Regime. Manche – wie die Mitarbeiterin des russischen Fernsehens, die ein Plakat mit der Aufschrift „Stoppt den Krieg!
Glaubt der Propaganda nicht! Wir werden betrogen!“ zeigte – setzen ihre Freiheit, möglicherweise ihr Leben auf das Spiel. Auch ihnen gebührt unsere Solidarität.
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Gegner nicht zu Feinden machen – so bleibt menschenwürdige Auseinandersetzung möglich:
„Ich will Gegner nicht zu Feinden machen: Mit Gegnern kann ich mich auseinandersetzen, vor Feinden muss ich mich schützen und gegen sie kämpfen“, wiederholte Ruth C. Cohn immer wieder. In der
dramatischen Situation des Krieges ist ein Ausstieg aus der Feindesmetapher und eine Rückkehr zu einer menschenwürdigen und vernünftigen „Gegnerschaft“, in der über einen Ausgleich der
Interessen verhandelt wird, schwer vorstellbar. Doch auf Jahrzehnte einander „Feind“ zu sein ist keine Zukunftsvision.
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Ungerechtigkeiten benennen und beheben – auch wenn sie von der uns „sympathischeren Seite“ begangen werden:
Die Solidarität des „Westens“ mit der ukrainischen Bevölkerung und speziell mit den Flüchtenden ist auf politischer, individueller und gemeinschaftlicher Ebene bewundernswert. Gleichzeitig
zeigen sich in dieser Solidarität, speziell Flüchtenden gegenüber, auch Einseitigkeiten. Während „blonde“ Ukrainer*innen (Gott sei Dank!!!) an den EU-Grenzendurch gewunken werden, wurden
dunkelhäutigere Menschen, die seit Jahren in der Ukraine leben und auch geflüchtet sind, angehalten und als „Asylanten“ behandelt. Speziell Österreich macht hier Unterschiede.
Matthias Scharer